Freiburger Spielleyt: Nu wol uf, ritter, ez ist tac! Die hier vertonten Lieder werden in der berühmten ‘Manessischen Liederhandschrift’ einem von Wissenlo zugeschrieben. Die überlieferten Lieder unseres Minnesängers sind keine typischen ‘hohen’ Minnelieder, sondern verkörpern so etwas wie ‘Anti-Minnesang’, in dem erfüllte Liebe dargestellt wird: ‘heimliche’, ‘verbotene’ Liebe im Schutz der Nacht und unter der Obhut eines Wächters. Geschildert wird deshalb weniger das Glück der genossenen Liebe, sondern der bevorstehende Trennungsschmerz und die Sorge, beim anbrechenden Tag entdeckt zu werden. Denn auf dem Spiel steht das Ansehen in der höfischen Gesellschaft, die êre - ein Zentralbegriff des Mittelalters. Allen Liedern gemeinsam ist der warme, unverfälschte, innige Sprachton - besonders in den emphatischen Reden der Dame - und in formaler Hinsicht die Unkompliziertheit der Strophenstruktur und der Reimverhältnisse. Überliefert sind die Tagelieder ohne Melodien in zwei frühen, von der Heidelberger Universitätsbibliothek verwahrten Sammelhandschriften. Ergänzt werden die Lieder des von Wissenlo in der Einspielung durch zwei französische Tänze aus dem 13. Jahrhundert, drei Strophen des donauländischen Kürenberger und zwei Lieder des südbadischen Kollegen Brunwart von Augheim (13. Jahrhundert). Das Ensemble leistet durch seinen fachlich fundierten Umgang mit den mittelalterlichen Quellen auf hohem Niveau einen bedeutenden Beitrag zum Renommee der frühen Musik. Dabei verleiht die Verbindung von vitaler Spielfreude und gewissenhafter Interpretation der historischen Vorlagen dem Ensemble seinen unverkennbar feinen und lebendigen Interpretationsstil. Audio-CD, 32:24 min, 11 Stücke.