Bauanleitung für Gürtel und Anleitung zum Vernieten

Hier findet Ihr eine Bauanleitung mit Material aus unserem Shop.
Wir zeigen den Bau von einem Spätmittelaltergürtel und von einem Wikingergürtel. Dabei treten so ziemlich alle "Probleme" auf, welche beim Gürtelbau entstehen können. Wir haben absichtlich zwei Gürtel gewählt, bei denen Probleme auftreten, um zu zeigen, wie man vernietet, ein Gürtelblech anpaßt, es durch eine zu enge Schließe bringt, was man machen kann, wenn das Leder zu dick oder die Nietstifte zu kurz sind, wie man eine einfache Verzierung anbringen kann, etc.
Anspruch auf Vollständigkeit gibt es nicht, das Basteln erfolgt natürlich auch auf eigene Gefahr.
Wir haben auch absichtlich so gearbeitet, dass man es leicht mir relativ einfachen Werkzeug nachmachen kann. Alle Lederer, Sattler und sonstige Profis mögen uns verzeihen.

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G1
Was man so braucht oder brauchen kann: Gürtelschließen, Riemenenden, Gürtelbleche, Lederriemen, Hammer, Beißzange, Körner, Eisenbohrer (und eine Bohrmaschine dazu), Messingstifte (gibt es bei uns unter "Nägel"), Schere (gibt es auch bei uns), Teppichmesser ...


...oder Skalpell, Geodreieck oder Lineal, Stahllineal, ein alter Schraubenzieher oder ähnliches, Stahlwolle oder eine Schleifschwamm, Silberputztuch. Außerdem einen Bleistift, eine Ahle, eine Lochzange und einen Schraubstock. Eventuell noch eine Blechschere und eine kleine Feile (Schlüsselfeile).


Wir fangen mit dem Spätmittelaltergürtel an: hier ist das Leder wie fast immer breiter als das Riemenende. Und auch breiter, als die lichte Weite der Schließe. Also müssen wir den Riemen auf der Seite des Riemenendes schmäler schneiden.


Nachdem wir kontrolliert haben, bis wohin das Leder durch die Schließe muß, zeichnen wir mit Bleistift die Schnittkante an. Achtung: auf der Seite der Schließe soll das Leder wegen dem Gürtelblech in Originalbreite bleiben.


Jetzt wird mit dem Teppichmesser und dem Stahllineal die vorgezeichnete Linie mit mehreren, nicht zu starken, Schnitten eingeschnitten. Aber nicht durchschneiden (außer Ihr habt eine geeignete Unterlage).


Hier sieht man den ca. bis zur Hälfte eingeschnittenen Gürtelriemen. Die Schnitte sind unsere Führungslinie für die Schere. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es so sauberer wird, als wenn ich mit dem Teppichmesser gleich ganz durchschneide.


Als nächstes wird links und rechts der schmale Lederstreifen mit der Schere weg geschnitten.


Die Schließe passt, aber mit dem Riemenende gibt es noch ein Problem...


...das Leder ist zu stark!


Wir schneiden es erst mal in die passende Form.


Dann mit dem Teppichmesser oder Skalpell vorsichtig dünner schneiden.


Noch ein bischen mit dem Hammer platt klopfen...


...paßt!


Jetzt fehlt noch die Niete (Messingnagel).


Mit der Ahle vorstechen (geht gut am leicht geöffneten Schraubstock)...


...und den Nagel durchstecken. Man kann auch mit dem Hammer etwas nachhelfen.


Der Nagel steht natürlich noch weit über.


Mit der Beißzange so abzwicken, dass noch...


...etwas übersteht. Das ist etwas Erfahrungssache.


Nun wird das Ganze vernietet. Dazu nimmt man die Hammerfinne (ein Kugelkopfhammer wäre besser, aber den hat nicht jeder). Mit vorsichtigen Schlägen wird der Nagel auseinandergetrieben, so dass ein "Pilzkopf" entsteht. Wichtig ist auch, dass nur der Nagelkopf auf dem Metall der Unterlage (hier Platte des Schraubstocks) aufsitzt, damit das Riemenende nicht beschädigt wird.


Fertig - Vorder- und Rückseite.


Nun zur Schließe.


Hier ist das Problem, dass das Blech in der Mitte etwas zu breit ist. Rechts habe ich es angezeichnet. Das Feilen wir mit einer Schlüsselfeile oder Metallfeile weg.


Dazu das Blech im Schraubstock zwichen Lederresten einspannen, damit die Oberfläche des Gürtelbleches nicht verkratzt wird (es gibt auch glatte Aufsätze für die Backen von Schraubstöcken).


Das Blech zurechtfeilen...


und die Kanten kurz entgraten.


Mit etwas Stahlwolle darüber gehen, das glättet nochmals die Kanten und entfernt Reste vom Anzeichenstift.


Damit das Blech durch die Schließe geht, spannen wir es in den Schraubstock ein und geben ein paar leichte Schläge mit der Hammerfinne längs dem Blech.


Dadurch entsteht eine leichte Verbiegung, welche wir nun durch zuziehen des Schraubstocks verstärken. Das alles bitte mit Gefühl, damit Euch das Blech nicht um die Ohren fliegt.


So soll das dann in etwa aussehen. Da wir durch beide Öffnungen der Schließe müssen, wird hier das ganze Blech gebogen. Bei dem Wikingergürtel später reicht eine Seite...


Nachdem wir das Blech mit der Hand so umgebogen haben...


...paßt es jetzt gut durch die Schließe.


Mit dem Schraubstock biegen wir das Blech wieder gerade. Der Gürtelriemen ist schon zwischen dem Blech. Das Blech schützen wir wieder mit einem Lederrest.


Man kann das Blech auch mit dem Hammer geradeklopfen. Auch hier wird ein Stück altes Leder als Schutz zwischen Blech und Hammer gelegt.


Man kann das Blech auch mit dem Hammer geradeklopfen. Auch hier wird ein Stück altes Leder als Schutz zwischen Blech und Hammer gelegt.


Hier noch einmal näher. Ich habe die Löcher vorher angezeichnet.


Nun werden die Löcher gebohrt. Ich bohre das Leder immer gleich mit. Muß man aber nicht.


Jetzt werden wie bei der Riemenzunge die Messingstifte gesetzt...


...abgezwickt und vorsichtig vernietet.


So sieht es dann aus.


Mit der Lochzange noch die Gürtellöcher machen...


...fertig!


Hier sieht man schön, dass der Riemen zur Riemenzunge schmaler wird, als er bei der Schnalle ist.


Nun zum Wikingergürtel und neuen Herausforderungen.


Auch hier muß der Riemen für die Schließe und die Riemenzunge schmaler werden, für das Gürtelblech aber in der Originalbreite bleiben.


Nach den selben Arbeitsschritten wie vorher beim Spätmittelaltergürtel, sieht es dann so aus. Auch hier haben wir den Gürtel soweit wie nötig schmäler gemacht.


Hier haben wir nun eine Riemenzunge mit zwei angegossenen, relativ kurzen Nietstiften. Also müssen wir uns aus einem Reststück Blech (Messing, Tombak, Eisen - egal), wie oben im Bild, Gegenstücke machen.


Dazu schneiden wir mit der Blechschere einen schmalen Streifen, körnen und bohren ihn (die Löcher sollen so groß sein, dass die Nietstifte gerade so durchpassen)...


...und schneiden mit der Blechschere zwei Gegenstücke.


Im Endeffekt haben wir nun zwei kleine Beilagscheiben.


Das Endstück wird auf seine zukünftige Position gepreßt, so dass wir durch die Abdrücke wissen, wo die Löcher hin müssen.


Nun werden mit der Ahle oder der Lochzange die Löcher gemacht.


Die Lederkante schrägen wir noch etwas ab...


...damit wir später keine zu große "Stufe" haben.


So: auch hier ist das Leder zu dick oder die Nietstifte zu kurz.


Also wird das Leder auch hier mit dem Teppichmesser / Skalpell dünner geschnitten.


Man kann auch noch etwas mit der Zange nachhelfen. Dazu die Gegenstücke aufsetzen und mit der Zange runterdrücken (hier helfe ich etwas mit dem Hammer nach).


Hier noch eine Nahaufnahme. Nicht mit der Zange zuzwicken, sondern nur nach unten drücken.


So sieht es schon besser aus.


Das Riemenende wie gehabt vernieten. Mit vorsichtigen Schlägen den Stift auseinandertreiben / aufpilzen. Ein fester Schlag direkt von oben kann die Stifte abbrechen. Auch hier liegen nur die "Köpfe" der Nietstifte auf dem Metall der Unterlage auf.


Das fertige Riemenende von beiden Seiten.


Zur Schließe: Das Gürtelblech paßt, hier braucht nichts angepaßt werden. Aber wir wollen eine einfache Verzierung auf dem Gürtelblech anbringen. Diese habe ich angezeichnet.


Mit einem alten Schraubenzieher vom Flohmarkt (ein Stichel oder Punzen wären natürlich besser) und einem Hammer schlage ich die Linien nach. Hier am besten vorher an einem alten Blechstück etwas üben.


Die Reste vom Anzeichnen mit Stahlwolle entfernen.


Gar nicht so schlecht für einen Schraubenzieher, oder?


Damit wir durch die Schließe kommen, müssen wir wieder eine Seite etwas biegen. Mit dem Hammer etwas vorschlagen...


...und dann im Schraubstock etwas stärker biegen.


So geht das Blech gut durch die Schließe.


Das Blech wieder gerade klopfen...


...und zurecht biegen.


Mit dem Gürtelleder im Schraubstock zwischen einem Lederrest zusammenpressen.


Auch hier wird wieder vorgekörnt,...


...gebohrt,...


...abgezwickt...


...und vernietet.


Die Rückseite nach dem Vernieten.


Aber es sollen noch Beschläge auf den Gürtel. Hier gibt es die Möglichkeit, wie bei der Riemenzunge mit Gegenstücken zu arbeiten (was aber viel Arbeit ist), oder einfach die Nietstifte umzubiegen. Gemacht wurde damals beides.


Wir entschließen uns zum Umbiegen der Nietstifte und verteilen erst einmal die Beschläge im gewünschten Abstand auf dem Gürtel.


Dann werden die Beschläge auf ihren Positionen kurz in das Leder gedrückt. In die entstandenen Markierungen machen wir mit Ahle oder Lochzange die Löcher für die Nietstifte.


Wichtig: ein Stück Leder als Schutz für die Oberfläche der Gürtelbeschläge unterlegen. Nun treiben wir die Nietstifte vorsichtig und möglichst gleichmäßig mit mehreren, nicht zu starken Schlägen von beiden Seiten zusammen.


Langsam und nicht zu wild...


So soll es dann aussehen. Auf der Unterlage sieht man übrigens schön das Design des Beschlags.


Wenn alle Beschläge angebracht sind, ist der Gürtel fertig.


Und hier mal ein paar originale Gürtelbeschläge / Riemenzungen von hinten. Man sieht sehr schön vernietete und umgebogene Nietstifte.

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