
Nimmerselich - puer natus

Weihnachtliche Musik des 11. bis 16. Jahrhunderts
Audio-CD. Spielzeit: 56:10 min.
Weihnachten – schon immer ein wichtiges Fest – wurde im Mittelalter ganz anders gefeiert und wahrgenommen, als heute. Dementsprechend anders ist auch die Musik, die im Verlauf der Festtage gespielt wurde und auf Höfen der Fürsten und Könige, in den Kirchen und Klöstern erklang.
Die Lieder und Stücke von der Nimmersêlich CD 'puer natus' haben daher kaum etwas mit der üblichen Weihnachtsmusik gemein, die heutzutage in der Advent- und Weihnachtszeit allerorten zu hören ist.
Sorgfältig recherchiert und behutsam arrangiert finden sich auf 'puer natus' Melodien des 12. bis 15. Jahrhunderts. In den Stücken spiegelt sich mit sakralen und weltlichen Liedern, Spruchdichtung und Instrumentalstücken der Formenreichtum mittelalterlichen Musikschaffens wider, interpretiert mit Gesang, Lauten, Flöten, Harfe und anderen historischen Instrumenten. Das titelgebende Lied 'Puer natus (in bethleheem)' ist auf der CD in mehreren sehr unterschiedlichen und doch ähnlichen Variationen aus verschiedenen Quellen enthalten und bildet so einen "roten Faden", welcher durch die Weihnachtsgeschichte leitet.
Die Aufnahmen entstanden in einer sächsischen Dorfkirche bei Leipzig, die – erbaut im 13. Jahrhundert – einen passenden Klangraum zur Musik bietet. Ohne aufwändige Studiotechnik wurden die Titel im Raumklangverfahren, "live" eingespielt und so wenig wie möglich nachbearbeitet.
Herausgekommen ist eine CD, die man zu Weihnachten genau so anhören mag, wie auch zu jeder beliebigen anderen Zeit.
Die Titel der CD:
1 Stirps Jesse 4:32
2 Estampie »Eyn jungfrouwe« (inst.) 4:12
3 Jessayas, der schribet so 2:16
4 Puer natus in bethleem 3:17
5 Diminution »Puer natus« (inst.) 1:52
6 Estampie »Gabriel« 1:05
8 Diminution »Puer natus« (inst.) 1:36
8 Des oge mais 4:13
9 Joseph liber neve min 2:26
10 Lætabundus exultet (inst.) 3:20
11 Edi beo thu, hevene queene 3:35
12 Ecce mundi gaudium 3:40
13 Verbum patris humanator (inst.) 1:37
14 Personent hodie 3:07
15 Puer natus in bethlehem 3:13
16 Nowell, nowell (instr.) 2:26
17 Congaudeat turba fidelium 3:34
18 Bonus Track: Orient(al)is partibus
Mitwirkende: Robert Schuchardt – Drehleier, Quinterne, Moraharpa Katharina Hölzel – Schalmei, Flöten, Harfe Martin Uhlig – Laute, Fidel Viola Baither – Gesang, Portativ Kathrin Kläber – Gesang, Glockenspiel
Minnesangs Frühling - Nibelungenlied
Audio-CD. Spielzeit: 76:43 min.
Das Nibelungenlied ist die wichtigste hochmittelalterliche deutsche Version der Nibelungensage, deren Ursprünge bis in das heroische Zeitalter der germanischen Völkerwanderung zurückreichen. Ein historischer Kern der Sage ist die Zerschlagung des Burgunderreiches im Raum von Worms in der Spätantike (um 436) durch den römischen Heermeister Aetius mit Hilfe hunnischer Hilfstruppen. Im Epos werden auch verschiedene Sagenkreise verschmolzen, für die sich vielfach in norischen Sagen Entsprechungen finden lassen. Hierbei zu nennen ist die fränkische Brünhildsage aus dem frühen 6. Jh. (daraus abgeleitet die Sigurdlieder der Edda), und die Sagenkreise um Siegfried, dem Drachentöter.
Überlieferung
Der Text des Nibelungenliedes ist in mehr als 35 Handschriften und Handschriftenfragmenten aus dem 11 Jahrhunden bis zum Anfang des 16. Jahrhundens überliefert. Die Handschriften wurden vorwiegend im südlichen Teil des deutschen Sprachgebietes (Schweiz, Vorarlberg, Tirol) gefunden. Die drei ältesten vollständigen Textzeugen (Haupthandschriften) werden wie folgt bezeichnet:
• A = Hohenems-Münchener Handschrift (letztes Viertel 13 Jh.), in der Bayrischen Staatsbibliothek
• B = St.Galier Handschrift (Mitte 13. Jh. oder etwas früher), in der Stiftsbibliothek St.Galien
• C = Hohenems-Laßbergische / Donaueschinger Handschrift (zweites Viertel 13 Jh.), seit 2001 in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe
Neben den drei Hauptüberlieferungssträngen (A, B und C) wird man auch von einer breiten mündlichen Tradition ausgehen müssen, deren Rückwirkung auf die schriftlichen Fassungen jedoch schwer einzuschätzen ist. Dieser Einspielung liegt die Textfassung der Hs.B zugrunde, die als die älteste gilt.
Verfasser und Entstehung
Der Verfasser des Nibelungenliedes nennt sich im Text nicht. Es ist aber offensichtlich die geschlossene Dichtung eines einzigen Autors, das auf schriftlich vorliegende Werke Bezug nimmt und als Original vom Dichter selbst (oder nach seinem Diktat) niedergeschrieben wurde.
Die Entstehung des Textes lässt sich durch in ihm vorausgesetzte politische Strukturen und durch Bezüge zur zeitgenössischen Dichtung auf die Jahre 1180 bis 1210 (und damit auf die 'Blütezeit' der mittelhochdeutschen Literatur) eindeutig eingrenzen; Indizien gibt es für eine Entstehung knapp vor 1204. Genauere Ortskenntnis des Verfassers, ein Übergewicht der frühen Überlieferung im südostdeutsch-österreichischen Raum und die augenfällige Hervorhebung des Bischofs von Passau als handelnde Figur machen das Gebiet zwischen Passau und Wien als Entstehungsort wahrscheinlich, insbesondere den Hof des als Mäzen bekannten Wolfger von Erla (Bischof in Passau 1191-1204).
Meist geht man heute davon aus, dass der Dichter des Nibelungenliedes ein sowohl geistlich wie literarisch gebildeter Mann im Umkreis des Passauer Bischofshofs war und dass sein Publikum ebenfalls don unter den Klerikern, Nonnen, Kaufleuten und adligen Laien zu suchen ist.
Sprache und Gestalt
Das Nibelungenlied ist in sangbaren vierzeiligen Strophen gedichtet (heute als Nibelungenstrophe bezeichnet), deren Melodie sich jedoch nicht rekonstruieren lässt. Diese metrische Form ist ein Charakteristikum der Heldenepik; tritt aber schon vor dem Nibelungenlied in der Lyrik auf, beispielsweise beim 'Kürenberger'. Da keine Melodie für das Epos überliefert ist, liegt der Interpretation die Melodie des jüngeren Hildebrandliedes (16. Jh.) zugrunde. Die gleiche Struktur im Zeilenaufbau eignet sich hervorragend zum Vortrag auch des Nibelungenliedes. Dies ist in in der Forschung mittlerweile allgemein auch anerkannt.
Der Kern der Nibelungensage muss 700 Jahre lang durch Epensänger mündlich tradiert worden sein. Dabei entstanden unzählige Varianten der Geschichte; verschiedene Sagenkreise wurden aneinandergeknüpft, Figuren wechselten ihre Rolle. Vor 1200 hatte man anscheinend noch nie eine Umsetzung dieser Sage in eine buchliterarische Form versucht. So weist das Nibelungenlied - als Erstling einer neuen literarischen Tradition - sowohl (inhaltliche) Spuren seiner 'autorlosen' Vorgeschichte wie (sprachliche) Spuren der Dichtersprache der mündlichen Erzählkunst auf; aber zugleich zeigt es Züge des 'großen' antik-historischen Buchepos, an denen sich derVerschriftlichungsprozess sicherlich orientierte.
Viele berühmte Szenen der Sage, wie der Drachenkampf Jung-Siegfrieds etwa, tauchen im Nibelungenlied nur in Form von Erwähnungen auf; die ganze Vorgeschichte wird entweder als bekannt vorausgesetzt oder, wahrscheinlicher, zu Gunsten Kriemhilds als Hauptfigur reduziert. Das Lied ist stilistisch von den Ansprüchen des mündlichen Vortrags geprägt, denn Alltagssprache und höfische Sprache mischen sich ebenso, wie bereits damals schon historisches Vokabular und zeitgenössische Begriffe des frühen dreizehnten Jahrhunderts.
Zu dieser Einspielung
Dieser Aufnahme des Nibelungenliedes liegt die autornächste Fassung B zugrunde. Da das gesamte Nibelungenlied den Rahmen einer CD-Aufnahme sprengen würde (ca. 20 Stunden), beinhaltet diese Einspielung den gerafften ersten Teil des Nibelungenepos bis zur Versenkung des Nibelungenhortes im Rhein.
Der erste Teil beinhaltet die Aventiuren 1 - 19 (Strophen 1 - 1142): die Werbung und Vermählung der beiden königlichen Paare Gunther / Brünhild und Siegfried / Kriemhild, der Streit der beiden Königinnen; Siegfrieds Tod (Plan und Mord) und die Versenkung des Hortes im Rhein.
Die einzelnen Aventiuren sind zum Teil verdichtet um den Fluss heutiger Hörgewohnheit zu erhalten. Erzählende Passagen auf Hochdeutsch wechseln mit Mittelhochdeutsch ab. Das Nibelungenlied wurde gesungen und rezitiert vorgetragen, je nach Inhalt und Dramatik. Dies blieb dem Aufführenden überlassen, der dafür keinerlei Vorgaben hatte.
Die Âventiuren:
1. Âventiure: Kriemhilds Traum
2. Âventiure: Von Siegfried
3. Âventiure: Siegfried kommt nach Worms
4. Âventiure: Der Sachsenkrieg
5. Âventiure: Siegfried sieht Kriemhild
6. Âventiure: Die Brautfahrt nach Isenland
7. Âventiure: Gunther gewinnt Brünhild
8. Âventiure: Brünhilds Abschied
9. Âventiure: Siegfried kehrt nach Worms zurück
10. Âventiure: Brünhild wird zu Worms empfangen
11. Âventiure: Siegfried und Kriemhild fahren zurück nach Xanten
12. Âventiure: Gunther bittet Siedfried zu einem Fest
13. Âventiure: Siegfried und Kriemhild fahren nach Worms
14. Âventiure: Der Streit der Königinnen
15. Âventiure: Der Verrat Siegfrieds
16. Âventiure: Siegfried wird erschlagen
17. Âventiure: Siegfried wird beklagt und begraben
18. Âventiure: Der Nibelungenhort ...
19. Âventiure: ... kommt nach Worms